Rinderdung für die Blechkuh
Die Felder rund um Ribbeck sind mit einer leichten Schneedecke versehen. Sie schützt die Wintersaaten, denn die Nachttemperaturen sinken derzeit bis auf minus zehn Grad, und tagsüber weht ein kalter Wind. Auf die Arbeiten auf dem Havellandhof hat das aber keinen Einfluss.
Robert Jäkel ist mit der Technik unterwegs, um den Dung aus dem Jungrinderstall zu entfernen. Dieser war erst vor wenigen Wochen, nach dem Abschluss der Dacharbeiten, belegt worden. Doch mittlerweile hat sich dort eine Menge organischer Substanz angesammelt, die über die hofeigene Biogasanlage verwertet werden. Bis zu 2 800 Tonnen können so jährlich in Strom und Heizwärme umgewandelt werden. Geübt steuert der junge Landwirt den Teleskoplader durch den Stall, nimmt den Dung mit der Greifzange auf, um dann den bereitstehenden Miststreuer zu beladen. Als der voll ist, fährt Jäkel zu der nur wenige hundert Meter entfernten Biogasanlage. Der Nachschub für die „Blechkuh“ ist gesichert.
Währenddessen fährt Norbert Sommer Grassilage heran, um die leibhaftigen Kühe zu versorgen. Bei den frostigen Temperaturen langen die Wiederkäuer ordentlich zu, um ihren höheren Energiebedarf zu decken. Der Mais- und Grassilage ist Raps-, Mais- und Sojaschrot beigemengt, Mineralstoffe und Futterstroh ergänzen die Ration. Bis zu sechseinhalb Tonnen werden täglich ans Milchvieh verfüttert, um die Leistung stabil hoch zu halten. Die Kühe geben pro Tag im Schnitt jeweils rund 28 Kilogramm Milch, berichtet Norbert Sommer. „Das ist guter Durchschnitt, entscheidend aber ist der hohe Anteil an Inhaltsstoffen.“ Die Milch weist 4,5 % Fett und 3,55 % Eiweiß auf. Regelmäßig kontrolliert Norbert Sommer die Tiere, ob sie wohlauf sind, unterstützt von Melkerin Annett Oesterreicher, die sich speziell um die Kälber kümmert. Dem jahreszeitlich bedingt höheren Futterbedarf zu entsprechen, ist für die Ribbecker kein Thema. Die Silos zwischen Milchviehstall und Biogasanlage sind gut gefüllt. Hier lagern bis zu 8 000 Tonnen Gras- und Maissilage.
Im Büro sichtet Peter Kaim derweil die Ergebnisse der in der Vorwoche gezogenen Bodenproben. Die Analyse des Waldsieversdorfer Labors bescheinigt den vom Havellandhof bewirtschafteten Böden einen hohen Anteil von Makronährstoffen. „Besonders die Werte von Magnesium liegen im optimalen Bereich“, freut sich Kaim. „Wir betreiben einen hohen Aufwand, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu mehren. Aber das lohnt sich letzten Endes!“
Kaim hatte am Vortag eine DLG-Veranstaltung im Vorfeld der Grünen Woche besucht, bei der es um die Verstromung und Vermarktung von Biogas ging. Für den Ribbecker war es besonders wichtig, Erfahrungen von Berufskollegen zu hören. Zu ihnen gehörte der Geschäftsführer der Seydaland GmbH, eines renommierten Milchviehbetriebes in Sachsen-Anhalt. Dort werden gleich mehrere Biogasanlagen betrieben, eine davon nach dem Prinzip der Direktvermarktung. Die Anlage hat eine höhere Motorkapazität, die aber je nach Bedarf hoch- oder heruntergefahren wird. Dies wird entsprechend vergütet und damit lukrativ für den Landwirt, erläutert Kaim. „Es ist ein großer Vorteil unserer Bioenergie, dass man sie speichern und regeln kann.“ Für den Ribbecker war die Veranstaltung eine Bestätigung, in Sachen Biogas auf dem richtigen Weg zu sein.
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