Blick in die Glaskugel?
Nach dem langen Winter setzt auf dem Havellandhof wieder geschäftiges Treiben ein. Grunddünger wird ausgebracht sowie die Fläche vor der Biogasanlage und den Silos geräumt, um Platz für neues Gärmaterial zu schaffen. Dafür sorgt Jan-Ole, der routiniert mit dem Radlader umgeht. So, als ob er das schon seit
Jahren tut. Dabei hat er erst im August vergangenen Jahres die Lehre begonnen und vor gerade mal einem Monat die Fahrprüfung bestanden. Die war doch nicht ganz einfach, gesteht der Siebzehnjährige. „Ich habe ganz schön geschwitzt, als ich den Schlepper mitsamt Hänger ein längeres Stück rückwärts fahren musste.“ Sich mit der Technik nun auch im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen, sei schon eine andere Herausforderung. „Aber es macht Spaß.“ Vor allem, wenn man anderen helfen kann wie jener Autofahrerin, die vergangene Woche in einer Schneewehe zwischen Ribbeck und Retzow steckengeblieben war. An den veränderten Rhythmus hat sich Jan-Ole längst gewöhnt, seitdem er seine theoretische Ausbildung im Oberstufenzentrum Pritzwalk absolviert. Die erstreckt sich über drei Wochen, danach stehen wieder vier bis fünf Wochen praktischer Arbeit auf dem Havellandhof an. Durch den Wechsel an die Prignitzer Einrichtung kann Jan-OIe die Fachschulreife erwerben, ist dadurch aber mehr als ein Dutzend Wochen pro Jahr weniger im Betrieb als ursprünglich vereinbart. Dafür hilft er aber auch an Wochenenden mit aus, beispielsweise beim Melken, erklärt Peter Kaim. „Jan-Ole ist auf einem richtig guten Weg.“
Wie aber geht es weiter in Sachen Agrarförderung? Um eine Antwort darauf zu bekommen, ist Peter Kaim zusammen mit vielen Berufskollegen aus dem Havelland an diesem Tag ins Nauener Oberstufenzentrum gefahren. Das Landwirtschaftsamt hat zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Doch belastbare Daten für den Agrarantrag ab 2014 gibt es nur spärlich, bedauert Peter Kaim anschließend. „Wir wissen nun zwar, dass die aktuelle Kulap-Förderung um ein halbes Jahr verlängert wurde. Aber ob die 2014 weiterläuft, ist mehr als fraglich. Die Brüsseler Agrarreform sei noch mit so vielen Fragezeichen verbunden, deshalb gleiche die Vorausschau einem „Blick in die Glaskugel.“ Da halten sich die Ribbecker schon lieber an ihre gewohnten Abläufe rund um den Havellandhof. Und kümmern sich auch um den benachbarten Jugendhof in Berge. Auf den Feldern des Ökobetriebes bringt Olaf Möhring an diesem Tag Hornspäne aus, die anschließend von Robert Jäkel untergepflügt werden. Eine wichtige Vorarbeit für die hoffentlich bald anstehende Frühjahrsaussaat. „Wir stehen alle in den Startlöchern.“
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