"Das gibt Muskeln!"
Das sind doch schon mal zwei gute Nachrichten: Der Raps ist vom Feld, jetzt geht es in den Weizen. Und auf dem Havellandhof gibt es jugendliche Verstärkung!
Denn der 1. August war der erste Arbeitstag für Jan-Ole Groth aus Brieselang, der seine Ausbildung zum Landwirt in Ribbeck absolviert. „Schön, dass Du da bist“- mit diesen Worten hatte Peter Kaim den jungen Mann begrüßt, der pünktlich 7 Uhr 30 zur Stelle war. Jan-Ole hatte im Frühjahr bereits ein paar Tage auf dem Hof gearbeitet, um sich ein Bild zu verschaffen. Im letzten Sommer war sein Interesse an der Landwirtschaft geweckt worden, nun also wurde es richtig ernst.
Die ersten Arbeiten bestanden darin, Stroh im Milchviehstall einzustreuen, den Schlepper sauber zu machen und die Lagerhalle zu fegen. „Das Fegen gehört einfach dazu“, meint ein mit seinem ersten Tag sichtlich zufriedener Jan-Ole.
So sieht es auch Studentin Katharina Räthel, die hier seit Montag dieser Woche ein mehrwöchiges Praktikum absolviert. Sie studiert Agrarwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität, stammt aus Berlin und ist sich nach den paar Tagen ziemlich sicher: „Hier kann man eine Menge lernen.“ Ohne lange Vorrede war sie gleich in die Arbeiten im Stall eingewiesen worden, konnte den Mähdrusch vom Beifahrersitz verfolgen, durfte natürlich auch den Besen schwingen. „Das gibt Muskeln“, kommentiert sie mit einem Augenblinzeln.
Die familiäre Atmosphäre auf dem Hof lobt ebenso Valentin Frerichs, Dritter im jugendlichen Bunde. „Ich hab´mich hier gleich wohl gefühlt.“ Der zwanzigjährige Praktikant kommt aus einem mittelfränkischen Ort bei Coburg und hat sich an der Hochschule für Landwirtschaft im bayerischen Triesdorf eingeschrieben. Dort wird das sogenannte duale System praktiziert, das eine Kombination von längeren Praktika plus Berufsschulbesuch und mehreren Semestern Uni zwischendurch beinhaltet. Auf diese Weise können junge Leute sich parallel zum Facharbeiter und Bachelor qualifizieren. Das ist in Brandenburg nicht möglich.
Doch Peter Kaim, der seine fachliche Ausbildung ebenfalls in Triesdorf erfahren hat, schwört darauf. Und Valentin ist froh, als Praktikant hier im Ribbecker Betrieb arbeiten zu können. Die großen Flächen hier faszinieren ihn, ebenso die Tatsache, dass in Ribbeck Grasvermehrung betrieben und das System der Untersaaten praktiziert wird. Valentin hätte nicht geglaubt, dass ihm nach einer ausführlichen Proberunde auf dem Hof gleich der moderne John-Deere-Schlepper anvertraut wurde, um den geernteten Raps und nun den Weizen vom Feld abzufahren. „Wow, anderswo lässt man unsereins wochenlang darauf warten.“
P.S. Auch das ist Realität auf dem Ribbecker Hof: Peter Kaims Sohn Philipp hilft mit bei der Ernte. Der 16-Jährige, seit wenigen Wochen erst im Besitz des Traktorführerscheins, steuert souverän den 200 PS starken Schlepper. „Das ist doch was ganz anderes, als nur daneben zu sitzen.“