Der berühmte Knopfdruck
Eigentlich sollte am Nachmittag Roggen gedroschen werden. Olaf Möhring sitzt schon auf dem Mähdrescher, um den Probedrusch zu starten. Doch dann fallen wieder ein paar Regentropfen. Kommando zurück. Dafür kann wenig später die Trocknungsanlage in Betrieb genommen werden.
Roggen und Weizen stehen am Donnerstag dieser Woche noch auf jeweils 40 Hektar auf dem Halm. Die Feuchtigkeitsmessungen ergaben 16,4 bis 16,5 %, keine Chance! Peter Kaim gibt sich dennoch gelassen. „Wir kriegen schon noch ordentliches Druschwetter, keine Panik!“ Also abwarten. Auf dem Hof herrscht dennoch reges Treiben. Im Einsatz ist die mobile Anlage zur Saatgutreinigung. Sie gehört der in Nauen ansässigen Firma Czwalinna, die sich auf diese Dienstleistung spezialisiert hat. Gereinigt werden Roggen, Wintergerste und Weizen.
Für die fachgerechten Arbeiten sorgt Jens Prigann. „Die Auftragsbücher sind voll. Wir hatten schon Ostern die ersten Anfragen, und die kommen nicht nur aus den neuen und alten Bundesländern, sondern sogar aus Litauen, Lettland und Rumänien“, verrät er. „Bei dem auf unserem Hof gereinigten Saatgut handelt es sich um nachgebautes, vorher eingekauftes Z-Saatgut, für das eine entsprechende Gebühr bezahlt wurde“, ergänzt Peter Kaim.
Unsere gemeinsame Stippvisite führt uns auf den Schlag am Rande von Ribbeck, wo bereits der Roggen abgeerntet wurde und nun das Stroh gepresst wird. Es hat gute Qualität, ist mürbe, nicht zu störrisch, urteilt Kaim. „Bei Bernhard Boldt ist das Strohpressen in besten Händen.“ Der 70-Jährige hilft auf dem Havellandhof immer noch gern aus.
Und dann der Höhepunkt des Tages: Die Installation der von der Biogasanlage gespeisten Trocknungsanlage geht dem Ende entgegen. Fortan können hier also feuchte Getreidepartien dank Gratiswärme behandelt werden, bis zu 40 Tonnen je Tag. Den berühmten Knopfdruck zum Start überlässt Peter Kaim seinem Praktikanten Valentin, der sich in den vergangenen Tagen um die Koordinierung der Arbeiten verdient gemacht hat. „Los geht’s!“ Und schon strömt warme Luft aus den eimergroßen Öffnungen der Anlage. Über gelbe, ziehharmonikaartige Schläuche wird sie weitergeleitet in den mit Getreide gefüllten Container. Ein gutes Gefühl, fortan nicht mehr ganz so wetterabhängig zu sein!